Lernen dich selbst zu mögen
Du kannst erst andere mögen, wenn du dich selbst magst – warum unsere Kultur Einladungen braucht statt Kontrolle.
Du kannst niemanden ändern, sondern vielmehr einladen
Viele gesellschaftliche Konflikte entstehen, wenn Menschen versuchen, andere zu kontrollieren, zu lenken oder zu optimieren. Doch gesunde Veränderungen passieren nur dann, wenn Menschen eingeladen, ermutigt und inspiriert werden – und nie durch Druck.
Der Verlust des Urvertrauens
Norden denkt so, Süden denkt so! Unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Temperamente, unterschiedliche Antworten auf Unsicherheit. Der eine Teil der Welt reagiert mit Struktur, der andere mit Gemeinschaft, manche mit Gelassenheit, andere mit Vorsicht. Doch unter all diesen Unterschieden liegt ein gemeinsamer Kern unserer Zeit:
Wir haben das Urvertrauen verloren
Das tiefe, körperliche Gefühl, welches frühere Generationen noch kannten, nämlich: „Es wird alles wieder gut.“ Nicht als Spruch oder als Gewissheit, sondern als Grundmelodie des Lebens.
Heute ist diese Melodie vielen Menschen abhandengekommen. Sie ist leiser geworden und übertönt von Sorgen, Erwartungen, Leistungsdruck und ständiger Informationsflut. Wo früher Zuversicht war, sitzt nun oft eine leise Grundanspannung. Wir vertrauen nicht darauf, dass Dinge sich fügen. Wir vertrauen kaum noch uns selbst. Wir vertrauen anderen immer seltener. An die Stelle von Vertrauen ist etwas anderes getreten, nämlich die Kontrolle.
Wir kontrollieren Termine, Gefühle, Menschen, Abläufe und Entscheidungen. Wir kontrollieren unsere Kinder, aus Angst sie könnten Fehler machen. Wir kontrollieren unseren Alltag, als könnte man das Leben vorhersehbar machen.
Kontrolle fühlt sich scheinbar sicher an, aber sie ist nur ein Ersatz. Eine Krücke, die wir benutzen, weil uns die innere Sicherheit fehlt. Urvertrauen bedeutet nicht, dass alles leicht ist. Es bedeutet, dass …
… ich das Leben aushalte. Ich gehöre dazu. Ich bin getragen.
Genau dieses Fundament dürfen Eltern wiederentdecken, für sich und für ihre Kinder. Denn Kinder brauchen kein perfektes Umfeld und kein dekoratives Zuhause. Sie brauchen Eltern, die im Inneren spüren, dass alles wieder gut wird auch wenn nicht sofort, dann später. Das ist Urvertrauen und es ist die Grundlage jeder gesunden Beziehung.
Wie das Gehirn wirklich lernt
Das Gehirn ist ein erstaunlich poetisches Organ. Es speichert nicht die Probleme, sondern es speichert die Wege hinaus. Das Gehirn speichert nicht den Schmerz, sondern den Versuch, ihn zu lindern. Das Gehirn speichert nicht die Krise, sondern die Bewegung, die wir wählen, um mit ihr umzugehen.
Wenn ein Mensch immer wieder zur Schnapsflasche greift, entsteht keine „Suchtspur“, sondern eine Lösungsspur, eine Art innere Autobahn. Das Gehirn merkt sich: „So beruhige ich mich. So entlaste ich mich. So schaffe ich es von A nach B.“ Es interessiert sich weniger für Moral als für Wiederholung.
Was wir wiederholen, wird zu dem, was wir können, und prägt sich als ein Muster in unserm Gehirn ab welches ohne viel Energie permanent und auf Knopfdruck abgerufen werden kann.
Und für Kinder gilt dasselbe nur viel stärker.
Wir glauben oft, Kinder lernen durch Strafen oder Belohnung. Doch das ist kein Lernen. Das ist eine Dressur. Strafe erzeugt Angst. Belohnung erzeugt Abhängigkeit. Beides erzeugt Anpassung, aber keine innere Orientierung. Sinnvoller wäre es hier mit nachvollziehbaren Konsequenzen zu Arbeiten.
Echte Bildung beginnt da, wo sich ein Kind sicher fühlt und neugierig bleiben darf. Kinder lernen durch:
- Einladung: „Du darfst.“
- Ermutigung: „Ich glaube an dich.“
- Motivation: „Es lohnt sich, weiterzugehen.“
- Inspiration: „Ich zeige dir, wie es aussehen könnte.“
- Freiheit zur Gestaltung: „Mach es auf deine Weise.“
Das Wunder dabei ist, dass Kinder nicht nur aus Worten lernen. Sie lernen aus Atmosphären, lernen am Modell und dem Vorleben des Umfeldes, welches es umgibt.
Kinder sehen die kleine Spannung in unserer Schulter, bevor ihnen bewusst wird, dass wir gestresst sind. Sie spüren die Schwere in unserem Atem, bevor wir sagen, dass uns etwas belastet und sie nehmen den Klang unserer Stimme wahr, bevor sie die Bedeutung der Worte verstehen.
Körperhaltung, Stimmung und Atmosphäre – all das ist für Kinder wie eine zweite Sprache. Eine Sprache, die sie mühelos lesen und eine Sprache, die Erwachsene oft vergessen haben und nicht offen aussprechen, aus Angst und mit dem Gefühl dies lieber unter den Teppich zu kehren.
Wenn wir mit Kindern im Einklang sind, entsteht Lernen von selbst. Nicht, weil wir es einfordern, sondern weil wir eine Welt schaffen, in der das Gehirn Lösungen entdeckt: Wege, Möglichkeiten und Freiheiten. Und aus Beziehung wächst der Mut, neue Wege im Gehirn zu bauen und nicht als Autobahnen der Angst, sondern als Pfade der Zuversicht.
Selbstliebe statt Perfektionismus
Viele Menschen wirken auf den ersten Blick streng, mürrisch oder ungeduldig doch nicht, weil sie schlechte Menschen sind, sondern weil sie sich selbst im Innersten nicht mögen.
Perfektionismus erscheint dabei wie eine Tugend, doch in Wahrheit ist er eine Angststrategie.
„Wenn ich nur perfekt bin, passiert mir nichts. Wenn ich alles richtig mache, werde ich geliebt.“
Doch so funktioniert das Leben nicht. Wir können erst dann andere wirklich mögen also Kinder, Partner, Freunde etc. wenn wir gelernt haben, uns selbst mit Nachsicht zu betrachten und nicht perfekt, sondern menschlich zu sein. Selbstliebe ist schon lange nicht mehr als Egoismus zu werten. Egoismus kann nur dort entstehen, wo Selbstliebe fehlt.
Kinder spüren diesen Unterschied sofort. Sie orientieren sich weniger an unseren Regeln als an unserem Selbstbild. Ein Elternteil, der sich selbst mag, lehrt ein Kind, dass es sich selbst mögen darf, und zwar ohne Perfektion und ohne Angst.
Warum KI und digitale Medien immer populärer werden
Es ist kein Zufall, dass digitale Medien und KI für viele Menschen so attraktiv sind.
Sie tun etwas, woran Menschen oft scheitern, nämlich Sie (be)werten nicht. Digitale Systeme strafen nicht, loben nicht, kritisieren nicht. Sie öffnen Räume, statt Türen zuzuschlagen. Sie hören zu, ohne zu belehren und den „Klugscheisser„ raushängen zu lassen mit guten gemeinten Ratschlägen und Tipps.
Viele Menschen begegnen im digitalen Raum etwas, das ihnen im realen Leben fehlt, nämlich eine Form von Akzeptanz, die nicht gebunden ist an Erwartungen oder Bedingungen. Das bedeutet nicht, dass digitale Beziehungen echte Beziehungen ersetzen, aber es zeigt, wonach wir uns sehnen – einen Ort, an dem wir sein dürfen, ohne geprüft zu werden.
Doch genau das sind wir im Internet nicht. Dieser vorgegaukelte Irrglaube und das Gefühl der Sicherheit und Verständnis der KI trägt oft fatale Folgen mit sich. Die KI sagt immer, dass was der Konsument hören möchte, weil Sie unter anderem auch so programmiert worden ist um so oft wie möglich wieder genutzt zu werden. Diese subtile Absicht dahinter soll den User abhängig machen und ein selbständiges Denken in gewisser Weise abgewöhnen. Wir wollen nichts unterstellen, aber es passiert nunmal so.
Wenn Sie Interesse an einer Sozialen Kompetenz Gruppe haben, dann kontaktieren Sie mich einfach und unverbindlich.
Der Fehler vieler Therapien
Manche therapeutischen Ansätze machen ein Gegenüber zum Objekt. Dies kennzeichnet sich oft durch Fallnummern, Diagnosen, Schubladen und Kategorien. Aber ein Mensch ist nie nur das, denn ein Mensch ist ein Individuum aus Erfahrungen, Sehnsüchten, Verletzungen und Möglichkeiten.
Echte Entwicklung geschieht nur dort, wo jemand Subjekt bleiben darf, nämlich ein Handelnder, kein Behandelter und ein Mitgestalter, kein Fallbeispiel.
Für Eltern bedeutet das, dass ein Kind kein Projekt sein soll, kein Puzzle, das gelöst werden muss und kein Fehler, der korrigiert werden soll – sondern ein Mensch, der sich entfalten will und dafür Beziehung braucht, nicht Bewertung.
Haben Sie Kinder, die professionelle Unterstützung benötigen? Dann nehmen Sie unverbindlich Kontakt zu mir auf. Gerne können wir über Ihre Möglichkeiten sprechen.
Eine Kultur des Miteinanders
Eine Gesellschaft wird reifer, je weniger bedürftig ihre Menschen sind. Wer innerlich leer ist, kann nicht frei geben. Wer innerlich angespannt ist, kann nicht aufrichten. Wer innerlich im Mangel lebt, kontrolliert, statt zu vertrauen. Ein freier Mensch dagegen lässt andere wachsen. Er nimmt sich selbst nicht als Maßstab, sondern als Möglichkeit. Er begegnet Kindern, Partnern und Freunden mit einem offenen Herzen, nicht aus Not, sondern aus Fülle. Das ist die Grundlage einer Kultur des Miteinanders, Menschen, die sich selbst genug sind, um andere zu lassen.
Die Philosophie der Freiheit
Viele Liebeserklärungen klingen schön, sind aber Abhängigkeit in glänzendem Papier:
„Ich kann nicht ohne dich leben.“
Doch das ist keine Liebe. Liebe beginnt dort, wo Freiheit beginnt. Eine starke Beziehung entsteht nicht aus Bedarf, sondern aus Wahl. Nicht, weil wir müssen, sondern weil wir wollen. Kinder lernen Freiheit nicht dadurch, dass wir sie festhalten, sondern dadurch, dass wir ihnen zeigen, wie man loslässt, ohne verlassen zu sein.
Das Missverständnis rund um Glück
Wir leben mit der Illusion, Glück sei ein Zustand und alles läuft rund. Alles fühlt sich gut an und alles passt. Doch das Leben passt nie vollständig und genau darin liegt seine Wahrheit.
Glück ist kein Lottogewinn und kein Foto aus dem Werbeprospekt, kein reibungsloser Alltag. Glück entsteht in uns oft mitten im Unperfekten also ohne Dunkel kein Licht ohne Chaos keine Ordnung und ohne Scheitern keine Reife.
Wenn wir unseren Kindern zeigen, dass hell und dunkel zusammengehören, schenken wir ihnen Mut nicht die Illusion eines glatten Lebens festzuhalten und daran zu ersticken.
Erziehung bedeutet, Kindern das Leben zuzutrauen und es ist nicht die Aufgabe von Eltern, den Weg glatt zu räumen, es ist ihre Aufgabe, das Kind auf dem Weg zu stärken und zu ermutigen. Kinder müssen Erfahrungen mit Schwierigkeiten machen dürfen um kleine Steine, kleine Enttäuschungen, kleine Konflikte für sich lösen zu lernen umso Selbstwirksamkeit zu erlerne.
Leitsätze für Eltern:
- Alles, was ein Kind selbst tun kann, darf es selbst tun.
- Alles, was ein Kind selbst lösen kann, darf es selbst lösen.
Denn Stärke entsteht nicht dort, wo wir ihnen jeden Hügel abnehmen, sondern dort, wo sie spüren, dass „Ich kann das. Und wenn ich es nicht kann, habe ich jemanden, der mir etwas zutraut.“ Erziehung bedeutet den Kindern das Leben zutrauen. Es geht nicht darum, dass Kinder es immer „gut haben“. Sie müssen Steine im Weg erleben, um mit dem Leben umgehen zu lernen.
Leitsätze:
- Alles, was ein Kind selbst machen kann, soll es selbst machen.
- Alles, was ein Kind selbst lösen kann, soll es selbst lösen.
Partnerschaftskonflikte und Kinder
Kinder sind feinfühlige Wesen und sie spüren Spannungen, bevor sie Worte verstehen. Doch sie fühlen sich schnell verantwortlich für Dinge, die nicht in ihrer Macht liegen. Deshalb brauchen sie die klare Botschaft, dass „Ich den Konflikt zwischen Mama und Papa nicht lösen kann und auch nicht muss“. Diese Einsicht schützt ihre Seele. Kinder brauchen kohärente, also stimmige Zustände: Momente, in denen Erwachsene Verantwortung übernehmen, Spannungen auflösen, sich entschuldigen, Grenzen ziehen. Erleben sie Kohärenz, können sie später im Leben inkohärente also chaotische oder schmerzhafte Momente besser regulieren.
Sie lernen, dass Ordnung möglich ist, auch wenn sie einmal verloren geht.
Mein Fazit
Wir leben in einer Zeit, in der Kontrolle oft lauter ist als Vertrauen. Doch Menschen – und besonders Kinder – wachsen nicht durch Druck, Perfektion oder Bewertung, sondern durch Einladung, Beziehung und echte innere Sicherheit. Urvertrauen entsteht dort, wo Erwachsene sich selbst mit Freundlichkeit begegnen, und Kindern zutrauen, das Leben Schritt für Schritt zu meistern. Lernen gelingt nicht durch Strafe und Belohnung, sondern durch Atmosphäre, Vorbild, Freiheit und das stille Gefühl: „Du bist willkommen. Du darfst wachsen.“
Eine reife, menschliche Kultur entsteht dann, wenn wir einander nicht formen wollen, sondern begleiten nicht aus Mangel, sondern aus Fülle. Denn echte Stärke zeigt sich nicht im Perfekt sein, sondern im Mut, menschlich zu sein.
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Schau gern vorbei, ich begleite dich und deine Kinder auf einem Weg, der nicht bewertet, sondern stärkt.




